Gottfried Kinkel und wir

 

 Kennst du den?

 Das ist Gottfried-Kinkel, der Namensgeber unserer Schule. „Der sieht ja ganz schön alt aus“ – wirst du vielleicht sagen und wirklich – auf dem Bild sieht er recht verstaubt aus. Tot ist er zwar schon seit 1882, also seit 123 Jahren, aber alt ist er trotzdem nicht! Wie ich das meine? Gottfried Kinkel war ein Mann, von dem wir alle etwas lernen können, was ganz bestimmt nie aus der Mode kommt:   Gerechtigkeit!

Für Lehrerinnen und Lehrer eine wichtige Eigenschaft, nicht wahr? Aber nicht nur für die! Auch  – und ganz besonders war das wichtig in der Zeit, in der Gottfried lebte – für ein ganzes Land und einen ganzen Staat. Zu Gottfrieds Zeit war Gerechtigkeit im Staat nicht angesagt, der König und die Regierung bestimmten so ungefähr allein. Einmal hat Gottfried dazu ein ganz ironisches Lied gedichtet, in dem es heißt:

„Stets nur treu und stets loyal,
und vor allem stets zufrieden,
so hat Gott es mir beschieden,
folglich bleibt mir keine Wahl.
Ob des Staates alte Karren
Weise lenken oder Narren,
dieses geht mich gar nichts an,
denn ich bin ein Untertan.“

 

Gottfried wollte, dass die Menschen im Staat mehr sind als nur „Untertanen“, sondern Bürger und Bürgerinnen, die mitreden dürfen und Rechte sowie Pflichten haben. Und dafür hat er eine Menge Mutiges und Unerschrockenes getan. Alles fing schon damit an, dass er als evangelischer Pfarrer und Theologieprofessor eine Frau heiratete, die katholisch und zudem noch geschieden war – für die damalige Zeit etwas unerhört Freches! Später musste er diesen Beruf deshalb auch aufgeben und wurde Professor für Kunstgeschichte. Aber dann ging’s erst richtig los: Mit seinem Freund Carl Schurz (ja genau – der Carl Schurz von unserer benachbarten Hauptschule, der wohl berühmteste Bürger Erftstadts) hat Gottfried sein Leben lang für die Rechte der Bürger, für die Demokratie und gegen die Königsherrschaft gekämpft.

Er gründete einen „Demokratischen Verein“ und die „Bonner Zeitung“, in der sie Artikel schrieben, die die Leute wachrütteln sollten. 1848, am 20. März, hielt Gottfried auf der Treppe des Bonner Rathauses eine so begeisternde Rede vor einer riesigen Volksmenge, dass  es den Herrschenden schließlich zu bunt wurde: Gottfried wurde verhaftet, ins Gefängnis geschleppt und zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt.  Aber sein Freund Carl half ihm: In einer spektakulären Aktion befreite er Gottfried aus dem Gefängnis und die Flucht führte quer durchs ganze Land bis nach London. Dort musste Gottfried sich verstecken, zum Glück für ihn konnte seine Frau Johanna ihm folgen.

Gut ging es ihnen in England jedoch nicht, mit Unterrichtsstunden in Deutsch, Musik und Kunstgeschichte konnten sie sich so gerade über Wasser halten. Johanna war übrigens eine hervorragende  Musikerin. Nach Johannas Tod zog Gottfried in die Schweiz um, wo er 1882 starb – da war er 67 Jahre alt. Mut, Einsatzbereitschaft, Gerechtigkeitssinn: Das können wir von ihm lernen!